Selektiv beschichtete Absorber haben eine entscheidende Bedeutung für das Erreichen hoher Temperaturen im Solarkollektor. Ohne seine selektive Beschichtung würde ein Absorber einen erheblichen Teil der erzeugten Wärmeenergie in Form von Wärmestrahlung an seine Umgebung abstrahlen. Aus diesem Grund benötigt man einen Absorber, der das sichtbare Licht der Sonne möglichst gut absorbiert und in Wärme umwandelt, aber auch bei hohen Temperaturen möglichst wenig Wärmestrahlung aussendet. Schichten aus Schwarzchrom oder Titan-Nitrid-Oxid erfüllen solche Eigenschaften sehr gut. Normalerweise werden diese selektiven Schichten mit dem PVD Verfahren oder galvanischen Verfahren auf die zu beschichtenden Absorber aufgebracht. Die Investitionskosten für solche Beschichtungsanlagen sind aber relaitv hoch und lohnen sich nur bei großen Stückzahlen. Sollen selektiv beschichtete Absorber in regionalen Wirtschaftskreisläufen durch Kleinstunternehmen hergestellt werden, sind Verfahren notwendig, bei denen die Investitionskosten wesentlich niedriger sind.

In der Literatur findet man bei Blanke [9]; Seite 327 Stoffwerte für den Stahl 1.4301 bezüglich der Absorption und Emission von Strahlung in Abhängigkeit von der Wellenlänge der Strahlung. Daraus ergibt sich, dass die oxidierter Oberfläche von Stahl die Eigenschaften einer selektiv absorbierenden Schicht hat. Viele Stähle sind zu günstigen Preisen zu kaufen. Die Erzeugung einer dunklen Oxidschicht auf einer Stahloberfläche ist jedem Handwerker, der mit Stahl arbeitet unter dem Begriff „Anlassfarben“ bekannt. Die Herstellung einer Oxidschicht mit möglichst dunkelblauer Farbe ist relativ einfach – ein sehr gutes Beispiel für eine mittlere Technologie.

Um auf einem Stahlblech eine dunkelblaue Oxidschicht zu erzeugen, wird dieses erst gereinigt und dann möglichst gleichmäßig bei Anwesenheit von Luft auf eine Temperatur von 295 °C erwärmt. Danach ist die selektive Beschichtung fertig. Eine eigene Temperaturmessung des heißen Stahlblechs sofort nach dem Anlassvorgang mit einem Infrarot-Thermometer ergab laut Infrarot-Thermometer eine Temperatur von lediglich 73 °C. Mit der Hand war auch kaum Wärmestrahlung zu spüren. Beim Abkühlen unter fließendem Wasser war das laute Zischen des verdampfenden Wassers zu hören. Die Wassertropfen perlten, auf einem Dampffilm schwebend von der Metalloberfläche ab. Dass ist ein Zeichen dafür, dass die Temperatur des Stahlbleches weit über hundert 100 °C gelegen haben muss. Anhand dieser Beobachtung und der Messung mit dem Infrarot-Thermometer wird der selektive Charakter der Oxidschicht der dunkelblauen Stahloberfläche deutlich.

Bezüglich der Langzeitstabilität und dem Umgang mit dieser Beschichtung müssen noch Erfahrungswerte gewonnen werden. Auch die genauen Eigenschaften der erzeugten Oxidschicht müssen noch untersucht und recherchiert werden. Es gilt dabei zu beachten, dass die Oxidschicht vor Feuchtigkeit geschützt werden muss, was bei der Konstruktion des dazugehörigen Solar- Luftkollektors zu berücksichtigen ist.

Was nun genau eine mittlere Technologie ist, hängt immer vom jeweiligen Anwendungsfall ab. Für einen Menschen in einem Land in der dritten Welt wird eine mittlere Technologie anders aussehen als für einen Menschen in Deutschland. Es kommt immer darauf an, ob die Technologie und ihre Herstellung für die Anwender mit den Mitteln, die ihnen in der Region zu Verfügung stehen, bezahlbar ist.

Warum soll eine Technologie mit den Mitteln der Anwender in der Region bezahlbar sein? Mittlere Technologien bedeuten wirtschaftliche- und somit auch politische Unabhängigkeit. Menschen, die gezielt mittlere Technologien anwenden, gewinnen an wirtschaftlicher und politischer Macht. Das soll an einem Beispiel erläutert werden:
Man stelle sich eine kleine Gemeinde vor, die von Arbeitslosigkeit geprägt ist. Viele Menschen in dieser Gemeinde sind von der Sozialhilfe abhängig. Es gibt einfach zu wenig Unternehmen in der Gemeinde und in deren Umgebung. Die Menschen, die Häuser besitzen können ihre Häuser nicht renovieren und hoffen, dass die Bausubstanz noch so lange hält, bis bessere Zeiten kommen. Der Verein für Sonnenenergie in dieser Gemeinde macht den Vorschlag, alle Häuser mit Solarkollektoren auszustatten, damit die Gemeinde nicht mehr so viel Brennstoffe kaufen muss und das Geld in der Gemeinde bleibt. Es fehlt aber an Geld, um so viele Gebäude mit Solarkollektoren auszustatten.

Eine Lösung für dieses Problem sind Solarkollektoren, die durch die Handwerksbetriebe in der Gemeinde und und durch Eigenarbeit der Nutzer hergestellt werden können. Dazu wird zuerst einmal überlegt, welche Rohstoffe in der Gemeinde vorhanden sind. In der Gemeinde befindet sich ein Sägewerk, aus dem Holz bezogen werden kann. Glasscheiben und Steuergeräte müssen von Firmen außerhalb der Gemeinde gekauft werden. Das Isolationsmaterial zur Wärmedämmung kann aus Hanf hergestellt werden, der in der Gemeinde angebaut werden kann.
Aus diesem Materialien wird dann ein Solar-Luftkollektor entwickelt, der als Heizungsunterstützung für Wohnräume eingesetzt werden kann. Der Solarkollektor kann von den Handwerksbetrieben in der Gemeinde und von den Nutzern direkt in Eigenarbeit gefertigt werden. Dadurch müssen keine Löhne an Leute gezahlt werden, die außerhalb der Gemeinde arbeiten. Das Geld bleibt im Ort. Die Menschen in der Gemeinde können die Solarkollektoren auf diese weise selbst bezahlen.

Durch die Heizungsunterstützung der Solar-Luftkollektoren werden Brennstoffe eingespart, die nicht mehr durch die Einwohner der Gemeinde zugekauft werden müssen. Das eingesparte Geld bleibt übrig, um andere notwendige Dinge kaufen zu können.

Hätten sich die Menschen in der Gemeinde herkömmliche Warmwasser-Kollektoren mit Absorbern aus Kupfer gekauft, hätten sie diese Kollektoren über Banken finanzieren müssen. Die Banken hätten dann entschieden, ob die Menschen diese Solarkollektoren bekommen. Die Gemeinde hätte auch in diesem Fall die Brennstoffkosten gespart, aber dafür hätten sie die Hersteller der Solarkollektoren bezahlen müssen. Zum Schluss wären die Geldbeutel in der Gemeinde genau so leer wie ohne Solarkollektoren. Das wird durch den Einsatz mittlerer Technologien verhindert.
Mittlere Technologien geben ihren Nutzern ein Stück wirtschaftliche Unabhängigkeit zurück und somit auch wirtschaftliche Macht.

Auch für die Methode der Selbstfinanzierung sind Investitionen notwendig. Da aber Finanzkapital meist knapp gehalten wird, sollte die Investition von Finanzkapital so weit wie möglich vermieden werden. Dadurch wird die Abhängigkeit von Kapitalgebern verringert, und es werden auch Technologien entwickelt, die im Interesse der Menschen sind, die nicht über Finanzkapital verfügen. Zu diesem Zweck wird bei der Methode der Selbstfinanzierung hauptsächlich Arbeitszeit und Know-How investiert.

Ist ein Kunde gefunden, der einen funktionierenden Prototypen kaufen möchte, wird nach Unternehmen gesucht, die als Zulieferer von Komponenten für den Prototypen in Frage kommen. Alle beteiligten Unternehmen und Zulieferer investieren Arbeitszeit und Know-How in das neue Produkt. Das Know-How investiert jeder beteiligte in Form seiner eigenen Produkte in den Prototypen. Der Gewinn aus den Investitionen für jeden einzelnen Beteiligten sind neue Absatzmöglichkeiten der eigenen Komponenten. So hat jeder einzelne Beteiligte Interesse am Erfolg des funktionierenden Prototypen.

Alle Beteiligten treten hier als Investoren auf, die in die Entwicklung des Produktes direkt eingebunden sind.

Mittlere Technologien sind so gestaltet, dass sie zum Teil vom Nutzer selbst in Eigenarbeit hergestellt werden können. Der Sinn dieses Konzeptes ist es, den Menschen in den Regionen die wirtschaftliche Selbständigkeit zu ermöglichen. Das heißt gleichzeitig aber auch, dass für die Bezahlung von Entwicklungsdienstleistungen neue Konzepte gefunden werden müssen. Hinter vielen mittleren Technologien, die von jedem nachgebaut werden können, steckt oft ein hoher Arbeitsaufwand an Experimenten, Fehlversuchen und Konstruktionsarbeit. Wie soll diese Entwicklungsarbeit, die hinter den Mittleren Technologien steht, bezahlt werden?

Die Erhebung von Lizenzgebühren erscheint mir hier persönlich nur schwer möglich, da die Bezahlung von Lizenzgebühren kontrolliert werden muss. Außerdem müssen die Lizenzgebühren gerecht sein, so dass niemand willkürlich bevorzugt oder benachteiligt wird. Der Aufwand erscheint mir hier sehr hoch. Außerdem gibt es oftmals Nutzer von mittleren Technologien, die sich die Lizenzgebühren schlicht nicht leisten können.

Darum erscheint mir ein selbstorganisierendes Verfahren der Bezahlung von Entwicklungsdienstleistungen zweckmäßig. Dies könnte durch die Bezahlung von Spenden erreicht werden, so wie es bereits im Bereich der „Open Source Software“ (freie software) wie Linux erfolgreich praktiziert wird. Viele mittlere Technologien könnten auf diese Weise zu einer „Open Source Technologie“ (freie Technologie) werden.

In der Praxis sieht das Verfahren so aus, dass die entwickelte mittlere Technologie in Form einer Bauanleitung beschrieben wird, die frei bezogen werden kann. Wichtig ist hier, dass auf die Richtigkeit der Bauanleitung keine Haftung übernommen wird! Auf der Bauanleitung, steht ein Richtwert bezüglich der Höhe der notwendigen Spende. Der Nutzer, der wenig Geld hat, spendet einen Betrag unterhalb des Richtwertes, der Nutzer, der mehr Geld hat spendet dementsprechend einen höheren Betrag über dem Richtwert. Wenn die Bauanleitung von guter Qualität ist, dann wird der Nutzer der Bauanleitung wahrscheinlich gerne spenden. Ist die Bauanleitung von schlechter Qualität, dann wird der Nutzer der Bauanleitung nicht spenden, was in diesem Falle auch gerechtfertigt ist.

Es mag für manchen Ingenieur nun erschreckend wirken, dass Entwicklungsdienstleistungen durch Spenden bezahlt werden. Wenn man aber bedenkt, wieviele Ideen weltweit entweder in Schubladen verstauben oder von anderen einfach kopiert werden und wieviele Stunden unbezahlte Arbeit dadurch von Erfindern und Ingenieuren geleistet wird, so ist die Bezahlung durch Spenden ein riesiger Fortschritt. Außerdem wird durch ein Spendenwesen die Sichtweise vom Wert der Entwicklungsdienstleistung geändert. Wenn ein Kunde will, dass eine gute Technik auf dem Markt kommt, dann muss er diese Technik auch fördern, genau so wie ein Garten gepflegt sein will, damit er gute Erträge liefert.

Für den Fall, dass die Haftungsfrage einer Ingenieursdienstleistung eindeutig geklärt sein muss, ist die Erstellung eines direkten Angebots und die Bezahlung gegen Rechnung notwendig. In diesem Fall wird nicht die Entwicklung der mittleren Technologie bezahlt sondern eine ganz konkrete Ingenieursdienstleistung wie zum Beispiel die Auslegung einer Anlage, eine Beratung für einen konkreten Fall oder ein Gutachten. Die Bezahlung mit Angebot und Rechnung hat sich für Ingenieursdienstleistungen gut bewährt. Wichtig bei beiden Arten der Bezahlung ist, dass die gesetzlichen Bestimmungen eingehalten werden müssen.

Das Konzept von Mittlerer Technologie und der Methode der Selbstfinanzierung wurde in meiner Praxis aus der Notwendigkeit heraus aufgegriffen und an die Bedürfnisse eines Ingenieurbüros angepasst. Ideologische Überlegungen waren hier zweitrangig.

Ich hatte die Schwierigkeit, dass ich nach meinem Studium ohne eigenes Finanzkapital und ohne irgendeine Art von staatlicher Förderung ein Unternehmen gründen und ein Produkt entwickeln musste. Zugleich musste ich von Anfang an von dieser Einnahmequelle meinen Lebensunterhalt verdienen. Aus diesem Grund ist zuerst die Methode der Selbstfinanzierung entstanden, die vor allem für Erfinder interessant sein dürfte.
Erfinder haben oft am Anfang nichts weiter in der Hand als eine gut durchdachte Idee. Viele gute Ideen landen in der Schublade, weil ihren Erfindern meiner Ansicht nach das Wissen fehlt, wie eine Erfindung auf den Markt gebracht werden kann.

Viele Erfinder machen meiner Ansicht nach einen gravierenden Fehler, wenn sie ihre Erfindung auf den Markt bringen möchten. Sie versuchen, ihre Idee an einen möglichen Hersteller gegen Lizenzgebühren zu verkaufen. Oft scheitern sie an dieser Hürde und das ist aus der Sicht der Hersteller verständlich. Eine Neuentwicklung eines Produktes ist äußerst aufwendig. Je größer ein Unternehmen ist, desto schwieriger ist es für dieses Unternehmen, ein komplett neues Produkt herzustellen. Ob sich die neue Erfindung dann verkaufen lässt, ist da noch nicht sicher. Das Risiko für ein Unternehmen ist hier enorm hoch, weil vor allem größere Unternehmen von Anfang an große Stückzahlen eines neuen Produktes herstellen müssen.

Ein wesentlich besserer Weg für einen Erfinder, seine Erfindung auf den Markt zu bringen ist, die Erfindung an einen möglichen Kunden heranzutragen, der diese Erfindung sehr dringend gebrauchen kann. Kunden sind gegenüber neuen Ideen meist sehr offen, wenn sie durch die realisierte Erfindung einen erheblichen Nutzen haben.

Das Konzept der mittleren Technologien hilft, den finanziellen Aufwand und das Risiko für den Kunden in Grenzen zu halten. Dies wird dadurch erreicht, dass der Prototyp genau auf die Bedürfnisse des Kunden zugeschnitten wird. Hier geht es nicht darum dass die Erfindung vom Kunden in Eigenarbeit realisiert werden soll. Das wäre fern jeglicher Praxis. Wenn der Prototyp an die Bedürfnisse des Kunden angepasst ist, wird er für den Kunden auch bezahlbar. Es soll angestrebt werden, dass der Prototyp durch seine Erträge seine eigenen Kosten innerhalb von eins bis zwei Jahren decken kann. Das Risiko für den Kunden hält sich aus zwei Gründen in Grenzen: Zum einen sind die Kosten durch die Erträge des Prototypen gedeckt. Zum anderen müssen die Hersteller des Prototypen dem Kunden die Funktionsfähigkeit des Prototypen garantieren. Die Einhaltung der gesetzlichen Vorschriften soll hier als selbstverständlich angenommen werden.

Ein Kunde, der einem Erfinder einen funktionierenden Prototypen abkauft setzt damit Forschung und Entwicklung in allen beteiligten Unternehmen in Gang. Das Schöne dabei ist, dass die Entwicklungskosten durch die Erträge des Prototypen gedeckt sind. So wird Forschung und Entwicklung praxisnah und gleichzeitig unabhängig von staatlicher Förderung.

Es gibt viele Erfinder, die haben eine Idee und diese Idee versuchen sie zu realisieren. Sie stecken Jahre an Arbeit und viel Geld in die Realisierung ihrer Erfindung. Wenn aus der Erfindung ein Prototyp geworden ist merken sie, dass keiner ihren Prototypen kaufen möchte. Das muss nicht heißen, dass dieses Produkt keinen Zweck erfüllt oder in der Praxis nicht anwendbar ist. Es findet lediglich keinen Anklang bei den möglichen Käufern.

Der Erfinder wendet sich deshalb als Bittsteller an mögliche Hersteller, die seine Erfindung herstellen und vertreiben sollen und muss oft eine Niederlage nach der anderen einstecken. Ein solcher Fall kann einen Erfinder in den Ruin treiben. Wie lässt sich ein solches Alptraumszenario vermeiden?

Die Ideenfindung beginnt meiner Erfahrung nach nicht im Kopf des Erfinders oder in einer Erfinderwerkstatt oder während einer Patentrecherche. Die Ideenfindung beginnt damit, dass man den Menschen zuhört. Es gibt viele Menschen, die sich über ihre Probleme beklagen. Handwerker, die Löcher in Betonwände schneiden klagen über das Gewicht ihrer Werkzeuge, Besitzer von Berghütten klagen über die hohen Brennstoffkosten für Warmwasser, Installateure klagen über das Fett, dass sich in den Abwasserleitungen absetzt. Hier, in den Lösungen dieser Probleme, liegen die Wurzeln für neue Erfindungen und hier klagen mögliche Käufer.

Nicht Herstellerfirmen, die die Erfindung später herstellen sollen, müssen zufrieden gestellt werden sondern die Menschen, die sich hier beklagen. Diese Herangehensweise an die Ideenfindung verändert die Situation zwischen Herstellerfirma und Erfinder grundlegend. Ein Erfinder ist nunmehr kein Bittsteller, der sich an eine Herstellerfirma wendet, damit diese sein Produkt vertreibt. Eine Herstellerfirma ist vielmehr ein Bittsteller, die den Erfinder um Erlaubnis fragt, den Auftrag seines Kunden ausführen zu dürfen.

Die Methode der Selbstversorgung dient dazu, das Überleben eines Systems oder eines Projekts unter widrigsten Umständen zu sichern. Wenn hier von Systemen die Rede ist, dann gilt das ebenso für Projekte und andere Vorhaben, deren Scheitern einen großen Schaden verursachen würde. Die Methode der Selbstversorgung soll im Folgenden beschreiben werden:
Ein System, dass nach der Methode der Selbstversorgung aufgebaut ist, ist in der Lage, vom Normalbetrieb in einen Selbsterhaltungsmodus umzuschalten. Im Selbsterhaltungsmodus muss das System in der Lage sein, sich unter Nutzung der Ressourcen seiner direkten Umgebung so weit selbst zu versorgen, dass sein Überleben nicht gefährdet ist.

Diese theoretische Überlegung soll an einem Beispiel erläutert werden, das vielleicht für uns heutzutage ungewohnt ist: Angenommen, ein Schreiner hat hinter seiner kleinen Schreinerwerkstatt noch einen großen Garten, in dem er Gemüse anbaut, den er aber nie vollständig nutzt. In wirtschaftlich guten Zeiten ist der Gemüseanbau eher ein Nebenerwerb und nicht weiter wichtig. Der Schreiner hat volle Auftragsbücher, verdient viel Geld und kann seine Werkstatt gut in Stand halten. Er hat kaum Zeit für den Gemüseanbau.
In wirtschaftlich schlechten Zeiten aber, kann der Schreiner sein Essen vermehrt selbst anpflanzen und vielleicht können sogar noch einige seiner Angestellten im Garten arbeiten und dafür ihren Lohn in Form von Gemüse mit nach Hause nehmen. Seine Schreinerei kann in schlechten Zeiten in den Selbstversorgungsmodus umschalten und alle Angestellten ernähren und der Betrieb muss nicht eingestellt werden. Auch in schlechten Zeiten gibt es vereinzelt Aufträge für die Schreinerei, die ein Einkommen bringen und der Schreiner kann diese annehmen. Ohne den Garten müsste der Schreiner in wirtschaftlich schlechten Zeiten seine Schreinerei schließen, seine Angestellten entlassen und er wäre arbeitslos.

Stellt Euch ein kleines Samenkorn vor, zum Beispiel eine Nuss. Diese kleine Nuss hat in sich einige Tropfen Fett, etwas Stärke und Eiweiß und einen Keim. Wenn die Nuss in die Erde gesteckt wird, dann liefert das Fett die Energie, damit die Nuss keimen kann. Wenn die Nuss keimt und der Keimling seine ersten grünen Blätter aus dem Boden streckt, dann fällt Sonnenlicht auf die Blätter. Von da an erhält die kleine Pflanze, die sich aus der Nuss entwickelt hat, ihre Energie für das Wachstum von der Sonne. So entwickelt sich mit der Zeit ein großer Nussbaum.

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Wenn ich mit manchen Leuten über meine Ideen spreche, dann gibt es eine Gruppe von Menschen, die von einem tief sitzenden Gefühl der Ohnmacht geprägt zu sein scheinen. Von diesen Leuten höre ich meist die spontane Antwort: „Das was du dir da denkst, ist ja schön und gut, aber du brauchst erst einmal das Geld, um deine Idee umzusetzen.“ Wenn ich diesen Leuten dann vorsichtig erkläre, dass man eine Idee von klein an wachsen lassen kann, dann folgt oft die Antwort: „Naja, aber das geht nur, wenn dir das keiner verbietet. Du brauchst eine Genehmigung dafür.“ Wenn ich diesen Leuten dann belegen kann, dass ich keine Genehmigung brauche, dann folgt oft die antwort: „Naja, ich weiß trotzdem nicht ob das funktioniert …“

Dieses eigenartige Phänomen begegnet mir sehr oft in der einen oder anderen Form. Wenn Ihr solchen Menschen begegnet, dann laßt euch nicht entmutigen. Solche Menschen können meist nur in ganz engen Bereichen denken, so wie sie es gelernt haben.

Wenn ihr aber auf Menschen trefft, die Euch physikalisch begründen können, warum genau eure Idee nicht funktionieren kann, dann hört diesen Menschen aufmerksam zu, denn meist geben diese Menschen Euch gleich danach einen Hinweis, was ihr tun müßt, damit Eure Idee funktioniert.

Wenn Ihr also Eure Ideen und Erfindungen realisieren wollt, so fangt klein an. Es ist gleichgültig, wie klein die Umsetzung begonnen wird, Hauptsache die Umsetzung wird begonnen. Ansonsten wird das mit der Umsetzung nie was. Baut ein funktionierendes Modell und sammelt damit Erfahrungen. Im Idealfall ist das Modell so beschaffen, dass es bereits als Modell Erträge erwirtschaftet. In dem Artikel „Mittlere Technologien – Wachstum im laufenden Betrieb“, habe ich  die theoretische Überlegung näher beschrieben, wie eine Idee durch eigene Erträge im laufenden Betrieb theoretisch exponentiell wachsen kann. Für den Fall, dass die Fertigung eines Modells am Anfang zu aufwendig ist, kann es sinnvoll sein, mit den Mitteln der Mathematik die Machbarkeit einer Idee zu prüfen. Wer im Bereich der Mathematik nicht so viele Kenntnisse besitzt, kann zum Beispiel in seinem Bekanntenkreis jemanden fragen, der sich in Ingenieurswissenschaften auskennt.

Durch die Erfahrungen aus den Modellversuchen wird die Idee so weit entwickelt und zu Ende gedacht, dass sie leicht nachgemacht werden kann. Die Idee muss so weit entwickelt sein, dass sie im Idealfall in Form einer Bastelanleitungmit Erfahrungsbericht vorliegt. Wenn dies der Fall ist, dann steht der Verbreitung einer Idee nichts mehr im Wege.

Die Idee ist in diesem Fall wie der Keim der Nuss, die Bastelanleitung ist vergleichbar mit dem Fett in der Nuss. Wenn wenn die Idee öffentlich zugänglich gemacht wird, ist das vergleichbar mit unzähligen Nüssen, die an den verschiedensten Orten in die Erde gesteckt werden. Wenn die richtige Zeit gekommen ist, dann beginnt die Idee am richtigen Ort zu keimen.

Nichts ist mächtiger als eine Idee, deren Zeit gekommen ist.
(Victor Hugo)

Die Zeit einer Idee ist dann gekommen, wenn sie im Alltag brauchbar ist und wenn jeder sie mühelos nachmachen kann, ohne sie verstehen zu müssen.

Preisbildung

Die Preisbildung aus Angebot und Nachfrage führt meist zu Konkurrenzkampf auf dem Markt, nicht aber zwangsläufig zur Verbesserung der Produkte und der Verfahren. Die Folge davon sind Leistungsdruck und die Neigung zu Korruption und Kriminalität. Wer überleben will der muss sich dass, was er zum überleben braucht notfalls auch illegal erwerben, was verständlich, aber nicht wünschenswert ist. Eine Lösung dafür bietet ein neuer Ansatz in der Preisgestaltung der Produkte:

Es ist eine Preisbildung anzustreben, bei der der Preis sich nach dem Arbeits- und Materialaufwand richtet, der für ein Produkt nötig ist. Dazu müssen die Herstellungsverfahren der Produkte für jedermann offengelegt werden und auch für Händler und Kunden nachvollziehbar sein.

Um ein Produkt herzustellen ist immer ein bestimmter Aufwand nötig. Dieser Aufwand setzt sich unter anderem zusammen aus Arbeitszeit, Material und Rücklagen für unvorhergesehene Risiken und Investitionen. Der Aufwand ist abhängig von Herstellungsverfahren und unter anderem davon, wie leicht die Rohstoffe zu beschaffen waren oder ob eine umfangreichere Produktentwicklung nötig war. In jedem Fall ist der Aufwand nachvollziehbar, für den Produzenten wie auch für den Kunden.
Der neue Gedanke ist hier, dass der Kunde sich auch über den Aufwand im klaren sein sollte, der hinter einem Produkt steht. Der Kunde soll einen Einblick darin erhalten, wie die angebotenen Produkte hergestellt werden. Ist dem Kunden sowie auch dem Händler der Aufwand hinter einem Produkt bekannt, dann ergibt sich der Preis in seiner Größenordnung automatisch, er wird nachvollziehbar. Preisverhandlungen sind hier nur noch durch ein Entgegenkommen des Kunden an den Produzenten sinnvoll, wie zum Beispiel durch eine Zeitlich befristete garantierte Abnahme.

Werden die Preise anhand des Aufwands gebildet, dann entscheiden sich die Kunden nicht mehr so häufig blind und ohne nachzudenken sich für das billigste Angebot. Die Kunden beginnen vermehrt, ihre Ware mit offenen Augen und mit einer Neugier für deren Herstellungsverfahren zu kaufen. Sie fangen an, sich für ihre Ware zu interessieren. Es ist nicht schlecht, wenn Kunden sich für ein günstiges Angebot entscheiden, wenn der günstige Preis darauf beruht, dass das Produkt mit einem sehr effizienten Herstellungsverfahren erzeugt wurde. Kunden werden dann durch ihre Sparsamkeit effiziente und gut durchdachte Herstellungsverfahren unterstützen.

Wenn aber der günstige Preis durch Verdrängungswettbewerb, Preiskampf und Ausbeutung erzeugt wurde, dann ist das schädlich für die gesamte Wirtschaft. Preiskämpfe zwischen Unternehmen, die sich gegenseitig an den Rande des Ruins treiben, schaden der gesamten Volkswirtschaft. Die Kunden wie auch die Unternehmen sollten eines immer berücksichtigen: Die Mitarbeiter der Unternehmen sind in ihrem Privatleben Kunden! Die Anbieter der Waren sind die Arbeitgeber der Kunden!

Die Regeln, die im folgenden Abschnitt erläutert werden, folgen aus Erkenntnissen, die ich durch meine persönlichen Erfahrungen gewonnen habe. Diese Regeln befassen sich mit dem Thema Zusagen und deren Einhaltung. In unserer heutigen Zeit ist es modern, unverbindlich zu sein. Jeder redet viel von großen Vorhaben aber versucht keine Zusagen oder Versprechungen zu machen. Wenn jemand genötigt wird, Zusagen zu machen, dann überlegt er sich nicht, welche Zusagen er auf jeden Fall ohne größere Anstrengungen einhalten kann, sondern lässt sich eine Zusage aufdrängen. Wenn der Termin naht, an dem die Zusage erfüllt sein soll, dann sitzen viele diesen Termin einfach aus. Das ist kein Problem, solange alle Geschäftspartner genug Finanzkapital besitzen, um die Schäden durch nicht erfüllte Zusagen auffangen zu können. Im Bereich der mittleren Technologien aber besitzen die Geschäftspartner oft nicht viel Finanzkapital und können durch nicht erfüllte Zusagen oder durch das Fehlen von Zusagen schnell in den Ruin getrieben werden. Darum sollen hier fünf Verhaltensregeln genannt werden, die zum guten Ton gehören sollten:

Erstens: Überlegen Sie erst, welche Zusagen Sie ohne große Anstrengungen erfüllen können, bevor Sie Zusagen treffen. Seien Sie sich zuerst im klaren darüber was Sie erreichen möchten und ob Sie auch die Konsequenzen Ihrer Zusage gut heißen, bevor Sie eine Zusage machen.

Zweitens: Erfüllen Sie Ihre Zusagen stets, und wenn Sie merken, dass Sie Ihre Zusagen nicht erfüllen können, dann sagen Sie Ihren Geschäftspartnern umgehend Bescheid. Helfen Sie Ihrem Geschäftspartner, den durch die nicht erfüllte Zusage entstandenen Schaden aufzufangen.

Drittens: Nennen Sie immer einen festen Termin, an dem Sie die Entscheidung treffen, ob Sie eine Zusage machen oder nicht und halten Sie diese ein, sonst zerstören Sie das Vertrauen Ihrer Geschäftspartner.

Viertens: Bevor Sie die Entscheidung für oder gegen eine Zusage unnötig hinauszögern, entscheiden Sie sich lieber gegen die Zusage. Ungewissheit und das Hinauszögern von Entscheidungen wirken lähmend nicht nur auf Ihre Geschäftspartner sondern auf alle, die mit Ihrem Geschäftspartner zusammenwirken.

Fünftens: Machen Sie keine Zusagen, die Sie in eine bedingungslose Abhängigkeit begeben, auch wenn Sie dadurch kurzfristig Nachteile in Kauf nehmen müssen. Versuche Sie im Gegenzug dazu nicht, die Abhängigkeit Ihrer Geschäftspartner für erpresserische Zwecke zu nutzen und dulden Sie es auch nicht, wenn Ihre Geschäftspartner Sie erpressen, wenn Sie von ihnen abhängig sind. Derartige Geschäftsbeziehungen sind keine sichere Grundlage, da erpresste Menschen immer versuchen werden, sich von ihrem Erpresser zu befreien.

Die genannten Aussagen sollten meiner Ansicht nach zum guten Ton zwischenmenschlicher Beziehungen gehören, aber in der Praxis zeigt sich, dass sich viele Menschen nicht daran halten und dass bei manchen Menschen die Nichteinhaltung dieser Regeln sogar als Tugend gilt. Unverbindlichkeit wird dann zu „Flexibilität“, Nichteinhaltung von Zusagen wird dann zu „Entscheidungsfreiheit“ und Erpressung wird dann zu „strategischem Handeln im Wettbewerb“. Die Folgen davon sind dann Misstrauen, Risikoscheu und Lähmung bei denen, die die Folgen dieser Geschäftspraktiken finanziell nicht verkraften können.

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