Der Zweck der Wirtschaft

Viele reden über Wirtschaft. Wirtschaft ist wohl ein wichtiges Thema und für manche Menschen ist Wirtschaft ein todernstes Thema im wörtlichen Sinn. Es gibt Menschen, die sagen, dass die einzig wahre Wirtschaftsform die Marktwirtschaft ist, bei der vereinfacht gesagt Angebot und Nachfrage den Preis einer Ware bestimmen. Andere sagen, dass die Planwirtschaft, die einzig wahre Wirtschaft ist, bei der die Preise aller Dinge durch eine zentrale Verwaltung bestimmt werden. Andere wiederum sagen, dass die einzig wahre Wirtschaftsform aus einer Mischung aus Planwirtschaft und Marktwirtschaft besteht. Die Meinungen nehmen hier zum Teil religiösen Charakter an und Widerspruch wird nicht geduldet.

Heutzutage dominiert die Ansicht, dass die Marktwirtschaft die „bessere“ Wirtschaftsform ist. Mit dem Argument, „Das was Sie vorhaben ist nicht wirtschaftlich“ lässt sich heute fast jede Diskussion über die Machbarkeit einer neuen Idee im Keim ersticken. Es wird viel geredet und wenig nachgedacht. Aber hat sich schon mal jemand die Frage gestellt, wozu wir Wirtschaft eigentlich brauchen?

Schaut man in ein Lexikon, so taucht eine Aussage auf, die ich besonders interessant finde. Vereinfacht gesagt ist Wirtschaft die Gesamtheit aller Einrichtungen zur Deckung des menschlichen Bedarfs. Es geht also um Dinge wie Essen, Kleidung, Wohnung, Medizin und viele wichtige Dinge. Es geht also um die Nutzung von Lebensgrudlagen und um das Überleben und das ist sicherlich wichtig. Hier ist wohl die physikalische Grundlage der Wirtschaft. Die Menschen brauchen einen vollen Bauch, also Fett, Kohlenhydrate, Eiweiß, Vitamine und viele Spurenelemente in appetitlicher Form. Es geht also um Energie- und  Stoffkreisläufe.

Für die Form der Organisation der Wirtschaft allerdings gibt es keine physikalischen Grundlagen, sondern nur geisteswissenschaftliche Grundlagen. Das sollte man sich immer bewusst machen. Schaut man bei Wikipedia in den Artikel über Wirtschaft, so existieren im Wesentlichen zwei Wirtschaftliche Geistesrichtungen: die zentral verwaltete Planwirtschaft und die freie Marktwirtschaft. Viele Menschen können heutzutage lediglich in diesen zwei Richtungen denken. Betrachtet man aber einerseits die Tatsache,  dass die Wirtschaftswissenschaft hauptsächlich auf geisteswissenschaftlichen Grundlagen aufgebaut ist und dass vom physikalischen Standpunkt betrachtet mehr als zwei Möglichkeiten der Versorgung der Menschen mit Gütern existieren, bringt mich das schon sehr zum Nachdenken.

Die geistige Grundlage unserer Wirtschaftform

Die Grundlage unserer heutigen Wirtschaftsform ist das Eigentum an Lebensgrundlagen. Der Eigentümer einer Lebensgrundlage darf bestimmen, wer die Lebensgrundlage in welcher From nutzen darf. Der Eigentümer darf für die Nutzung der Lebensgrundlage durch andere einen Zins verlangen. Er kann die Zahlung des Zinses mit Hilfe der Staatsgewalt auch gewaltsam durchsetzen. Da es sich in diesem Fall um Lebensgrundlagen handelt, hat der Nutzer der Lebensgrundlage dem Eigentümer wenig entgegenzusetzen, denn regelmäßig Wohnen und Essen muss jeder irgendwie.

Für das Eigentum an sich gibt es keine physikalische Grundlage, dass es Eigentum geben muss. Die Idee des Eigentums basiert lediglich auf geistige Grundlagen, die in unserem Rechtssystem sichtbar werden. In einer Planwirtschaft ist der Staat der Eigentümer aller Lebensgrundlagen, in einer Marktwirtschaft sind es mehr oder weniger viele Privatleute.  In diesem Zusammenhang sei auf den Ursprung des Wortes „Privat“ hingewiesen ;) Die Stoffe in unserem Universum existieren auch dann, wenn keiner Eigentumsansprüche darauf anmeldet. Auch dieser Sachverhalt bringt mich zum Nachdenken.

Open Source – Die verrückte Welt des Schenkens

Wer denkt bei Open Source nicht spontan an das Computer-Betriebssystem Linux? Da programmieren Leute komplette Betriebssysteme und viele Anwendungsprogramme und schenken diese einfach so her? Aus Marktwirtschaftlicher Sicht ist das völlig unsinnig. Eine solche Vorgehensweise führt doch nur dazu, dass die Programmierer eines solchen Betriebssystems das Recht aufgeben, Zinsen für die Nutzung der Programme zu verlangen. Welchen Nutzen haben die Programmierer eines Betriebssystems wie Linux davon, Jahre an Arbeit für nichts und wieder nicht zu verschwenden? So ein Schwachsin !!!

Doch was geschieht? Andere Programmierer schnappen sich die Quellcodes, also die Quellen der Programme und beginnen, diese zu verbessern und weiter zu entwickeln. Warum machen sie das? Ganz einfach, weil sie die Programme nutzen wollen, aber mit den bestehenden Programmen nicht zufrieden sind. Diese Programmierer, die sich die Quellcodes geschnappt haben, schenken die weiterentwickelten Prgramme wieder her und das Spiel beginnt von Neuem. Linux wächst und wächst und wächst und es programmieren millionen von Menschen daran herum – einfach so. Andere Menschen benutzen Linux, um Lebensgrundlagen zu erschaffen, also zum Beispiel um Maschinen zu konstruieren, die Energie gewinnen. Hier werden zum Beispiel durch eine Kultur des Schenkens plötzlich Lebensgrundlagen erschaffen, und das ganz ohne Eigentum. Ganz richtig ist das nicht … ich habe da noch etwas vergessen zu erwähnen. Der Programmierer behält das Eigentum ein seinem Programm aber er stellt es unter die General Public Licence (GPL).

Die GPL gewährt den Nutzer eines Programms vier Freiheiten:

  1. Er darf das Programm (auch gewerblich) nutzen
  2. Er darf das Programm samt Quellcode kostenlos kopieren und weitergeben
  3. Er darf das Programm studieren und ändern
  4. Er darf die geänderten Programme vertreiben, wobei er auch den Quellcode weitergeben muss.

Es gilt dabei das Copyleft Prinzip, das besagt, dass alle von einem GPL-Programm abgeleiteten Programme wiederum unter der GPL stehen müssen.

Am Beispiel Linux kann sehr schön gezeigt werden, dass eine Wirtschaftsform, die auf einer Kultur des Schenkens basiert, selbstorganisierend möglich ist. Diese Entwicklung lässt sich nicht in die Schemata Planwirtschaft oder Marktwirtschaft einteilen. Her ist etwas im entstehen, was die Zukunft stark beeinflussen wird.

Open Source weiter denken – Die Wirtschaft der Zukunft

Wenn ich die Entwicklung des Betriebssystems Linux betrachte, dann denke ich spontan an die Möglichkeiten, die sich aus der Idee der Opensource Software auf die Bereiche Technik, Landwirtschaft, Medizin, Kunst oder Wissenschaft ergeben. (Anmerkung: Ich möchte hier auf das Stichwort der Open-Source-Hardware verweisen.) Da kann man jetzt auch sagen „Ja Moment mal; Das ist doch nicht wirtschaftlich! Man will ja schließlich Geld verdienen!“

Wir sollen im Hinterkopf behalten: Der Zweck der Wirtschaft ist die Versorgung der Menschen mit den Gütern, die sie benötigen. Zweck der Wirtschaft ist nicht die Gewinnmaximierung, Geld zu verdienen, irgendein Wettbewerb oder das Überleben des Stärksten im sozialdarwinistischen Konkurrenzkampf.

Vielmehr geht es um die Schaffung von Lebensgrundlagen. Angenommen, ein Physiker berechnet die Machbarkeit eines neuen, sehr effizienten Windrades. Er veröffentlicht seine Berechnung unter einer Art GPL. Ein Ingenieur liest von dieser Lizenz und konstruiert dieses Windrad und veröffentlicht es auch unter der GPL. Ein Handwerker lädt sich die Konstruktionszeichnungen aus dem Internet und baut das Windrad und bietet es in seinem Produktsortiment an. Die Verbesserungen an der Konstruktion veröffentlicht er auch unter der GPL. Der Physiker erfährt von dem Handwerker, kauft sich von ihm ein Windrad und stellt es sich in seinen Garten. Er hat nun eine Lebensgrundlage in seinem Garten stehen, die für ihn Energie gewinnt. das Geld, was der Handwerker vom Physiker bekommt, ist durch die Erträge des Windrades gedeckt. Was macht der Ingenieur? Der Ingenieur bekommt vom Physiker zwei Monate später einen Auftrag zur Konstruktion einer Versuchsapparatur, weil der Physiker erfahren hat, dass der Ingenieur das Windrad konstruiert hat. Die Möglichkeiten des Universums sind hier sehr vielfältig.

An alle, die jetzt sagen, dass der Physiker ja erst eine Genehmigung für das Windrad braucht möchte ich nur eins sagen:

Denkt nicht immer so negativ! Es werden Genehmigungen für ganz andere Sachen erteilt (Asse II) Da wird doch ein so kleines Windrad mit etwas Fingerspitzengefühl machbar sein …   ;)

Die Links führen zu der Präsentation eines Vortrages über das Sensitivitätsmodell von Professor Frederic Vester, den ich im Rahmen des Evoluzzer – Montagstreffs gehalten habe. Ein beschreibender Text folgt demnächst.

sensitivitaetsmodell-12 (MS power point) konvertierte Datei

sensitivitaetsmodell-12 (open office) Originaldatei

Über die Angst

Angst als Schutz

Angst ist ein Bestandteil unseres Lebens, genau so wie alle anderen Gefühle. Angst soll uns im Normalfall beschützen. Sie soll uns davon abhalten, Dinge zu tun, die uns gefährden. Wenn ich zum Beispiel auf einem Windrad stehe und nicht am Sicherheitsgurt hängen würde, würde ich mich nicht wohl fühlen. Das ist ja auch sinnvoll, denn eine unerwartete Windböe und meine Unaufmerksamkeit reichen aus und ich stehe nicht mehr auf dem Windrad sondern liege neben dem Windrad auf dem Boden verteilt. Aber wann ist Angst nicht mehr eine sinnvolle Sache? Wann behindert sie uns im Handeln? Wann wird sie vielleicht gefährlich für uns selbst und für andere?

Angst ist Macht

Angst kann dazu zum Beispiel benutzt werden, dass Menschen Dinge tun um sich vor einer vermeintlichen Gefahr zu schützen oder dazu,  manche Handlungen einfach zu unterlassen. Allein schon das Erlebnis, beim Beantragen des Personalausweises seine Fingerabdrücke abgeben zu müssen hat einen interessanten psychologischen Effekt. Jeder Bürger wird sich dessen bewusst, dass er nun unter Beobachtung steht und dass jedes unerwünschte Verhalten in Zukunft registriert werden könnte. Am besten spricht man nicht darüber, vielleicht macht man sich ja sonst verdächtig? Am besten man verhält sich unauffällig und macht seine Arbeit…

Wenn die Leute eines Tages vielleicht zur Identifizierung einen Chip eingepflanzt bekommen, wie es heute bei Hunden und Katzen schon üblich ist, wird der psychologische Effekt der Angst mit Sicherheit ausgeprägter sein als bei der Abgabe des Fingerabdrucks. Was ist, wenn ich mich weigere, einen Chip zu bekommen? Werden mich dann mehrere Polizisten festhalten und mir den Chip mit Gewalt injizieren? Wie missbraucht und schmutzig werde ich mich danach fühlen? Doch Vorsicht! Hier machen sich die Gedanken gerade selbständig. Ich höre auf, rational zu denken und erkenne nicht mehr die wesentlichen Dinge.

„Man braucht nichts im Leben zu fürchten, man muss nur alles verstehen.“
Marie Curie [1867-1937]

Dinge, die wir nicht kennen und von denen wir nicht wissen, ob sie bedrohlich sind, machen uns Angst, oder zumindest haben wir Respekt vor ihnen. Das ist auch erst einmal gut so. Probelmatisch ist nur, wenn wir die Dinge, die wir nicht kennen, verdrängen und uns mit ihnen nicht beschäftigen. Diese Dinge geraten irgendwann ins Abseits und werden zum unnahbaren Mythos. Ein schönes Beispiel dafür ist die Kernenergie. Wer von Euch weiß genau, was Radioaktivität ist oder wie ein Kernkraftwerk funktioniert? Wie wird Uran abgebaut? Wie wird Atommüll entsorgt? Es gibt im Fernsehen so viele endlose Diskussionsrunden darüber. In diesen Diskussionsrunden sind die einen „Experten“ für die Kernkraft, die anderen dagegen. Beide Seiten labern vor sich hin und keiner hört dem anderen zu.

Wenn ich solche Diskussionsrunden im Fernsehen sehe, schalte ich um, denn die Diskussionen langweilen mich. Ich weiß nämlich, wie ein Kernkraftwerk prinzipiell funktioniert und wie Uran abgebaut wird. Ich kenne die Symptome der Strahlenkrankheit. Ich weiß auch, wie Atommüll „entsorgt“ wird. Als Ingenieur weiß ich, dass die Behälter mit dem Atommüll irgendwann wegen dem Neutronenbeschuss aus dem Atommüll und der Korrosion mit der Zeit verspröden und zerfallen werden. Für mich ist die Kernenergie kein Mythos und sie macht mir auch keine Angst. Ich weiß, dass die Kernenergie nicht das Problem ist sondern lediglich ein Symptom unserer Energieverschwendung und ich weiß so gleichzeitig, was ich gegen die Kernenergie tun muss.

Ich bin in der Lage, unangenehme Fragen zu stellen und neue Wege und Lösungen aufzuzeigen und bin auch gerne bereit, mein Wissen mit anderen zu teilen. Ich unterhalte mich wiederum gerne mit Fachleuten aus allen Bereichen, um von ihnen mehr über die Dinge zu lernen, die ich nicht verstehe.

Was spricht dagegen, wenn die Öffentlichkeit auf verständliche Weise erfährt, wie ein RFID Chip funktioniert und wie man ihn deaktiviert? Was spricht dagegen, dass die Öffentlichkeit erfährt, wozu Gentechnik wirklich gut ist und wer genau wie damit Gewinne macht? Warum machen die Überwachungszentralen in den Städten nicht öfter im Jahr einen „Tag der offenen Tür“ und die Mitarbeiter zeigen der Öffentlichkeit einmal persönlich, was sie den ganzen Tag so machen? Vielleicht treffe ich in der Überwachungszentrale meinen Nachbarn, der gerade am Überwachungsbildschirm arbeitet? Dadurch würde die Angst auf allen Seiten abgebaut, auf Seiten der Öffentlichkeit genau so wie auf Seiten der Behörden.

Fazit

Erst wenn die breite Öffentlichkeit unbekannte Dinge verstehen kann, kann sie Fragen stellen. Transparenz und viele Fragen sind die stärksten Grundpfeiler der Demokratie. Darum ist es meiner Ansicht nach wichtiger denn je, dass Wissenschaftler und Fachleute aller Art die Öffentlichkeit in einer allgemein verständlichen Sprache Ehrenamtlich als Privatpersonen über die Dinge Aufklären, die wichtig sind. Doch wie soll das geschehen? Wann komme ich als kleiner Ingenieur schon ins Fernsehen?

Nicht die Aufklärung über die Massenmedien ist wichtig, sondern die Aufklärung des eigenen Umfeldes. Fachleute, die man persönlich kennt und die in der Nähe wohnen, sind glaubwürdiger als irgend ein Typ im Fernsehen.

Wenn die Öffentlichkeit begreifen kann, und ich meine wirklich Begreifen, Anfassen, mit eigenen Augen sehen, dann wird sie Fragen stellen, viele Fragen und unangenehme Fragen – und sie wird sich nicht mehr fürchten. Darum kann ich nur allen sagen:

Seid so neugierig wie ihr nur könnt, und steckt Eure Nase überall hinein. Wenn Ihr das mit Beharrlichkeit und etwas Charme macht, dann werdet Ihr euch wundern, was ihr alles erfahren werdet …

Netzwerke müssen nicht geschaffen werden, sie sind immer vorhanden

Ich hatte vor einiger Zeit ein Gespräch mit einem Handwerker, der seit vielen Jahren selbst gebaute Solaranlagen und Windräder in seinem Garten aufstellt. Nachdem mir der Handwerker vieles über seine Ideen erzählt hatte, fing er an, sich über das Unverständnis in seinem Umfeld zu beklagen. Danach schloss er mit der Aussage ab, das man ja alleine sowieso nichts gegen die großen Stromkonzerne machen könne.

Ich höre von sehr vielen kreativen Menschen die Aussage : „Man kann alleine sowieso nichts machen.“ Viele dieser Menschen denken, sie sind allein mit ihren Ideen und kämpfen gegen den Rest der Welt. Diese Einstellung endet meist in Verbitterung, die mit zunehmendem Alter immer schlimmer wird. Besonders bei Vereinen und Initiativen, die über Jahre die Einstellung haben, allein gegen den Rest der Welt anzugehen, läßt sich beobachten, dass sich die  Gesprächsthemen zunehmend im Kreis drehen. Darum möchte ich die Frage beleuchten, warum so viele kreative Menschen glauben, allein zu sein, obwohl sie während ihres ganzen Lebens in Skalenfreie Netzwerke eingebunden sind. Ich habe diese Verbindung zwischen den Menschen in meinem Artikel „Über das Eigenleben von Ideen“ dargestellt. Warum also glauben kreative Menschen aber auch oft ganze Vereine und Initiativen, allein gegen den Rest der Welt zu kämpfen?

Wenn man ein Skalenfreies Netzwerk auf dem Papier gezeichnet ansieht, dann ist es ganz klar zu sehen, dass alle Mitglieder des Netzwerks bereits über wenige Informationsübermittler miteinander Verbunden sind. Um sieben Ecken die ganze Welt zu kennen ist aber eine sehr abstrakte Vorstellung, wenn man ein Netzwerk aus der Froschperspektive betrachtet, also selbst in dem Netzwerk drinsteckt. Erschwerend kommt hinzu, dass das real existierende Netzwerk der Menschheit unbekannt ist. Ich weiß zwar, welche Kontakte ich habe, ich weiß aber kaum welche Kontakte meine engsten Freunde haben. Aus der Froschperspektive ist so ein Skalenfreies Netzwerk also sehr abstrakt und undurchschaubar. Kann man da den Frust vieler kreativer Menschen verstehen? Haben diese Menschen vielleicht sogar recht, das man alleine gar nichts machen könne? Wie lassen sich unbekannte Netzwerke, Initiativen und einzelne kreative Menschen miteinander vernetzen von denen man nicht weiß ob sie überhaupt existieren?

Die Vernetzung unbekannter Netzwerke – Die Einladung zum „Kaffekränzchen“.

Als ich nach Dresden gezogen bin, habe ich eine Möglichkeit der Vernetzung unbekannter Netzwerke kennengelernt, die mich sehr fasziniert und die meiner Ansicht nach Vorbildcharakter hat. Jeden zweiten Montag wird in Dresden in ehrenamtlicher Arbeit ein sogenannter „Montagstreff“ veranstaltet. Bei dem Montagstreff handelt es sich um einen regelmäßig stattfindenden Vortragsabend zu einem bestimmten Thema mit anschließender Diskussion. Dazu werden Fachleute also Referenten eingeladen, die kostenfrei einen Vortrag zu einem Thema aus ihrem Fachbereich halten. Die Referenten stehen dann in einer anschließenden Diskussion dem Publikum Rede und Antwort. Ein solcher Montagstreff ist als gemütliches Beisammensein gedacht. Manche Teilnehmer bringen etwas zu knabbern mit. Die Stühle sind sehr gemütlich, da der Montagstreff in einer Bibliothek stattfindet, in der gemütliche Sessel stehen. Der Themenabend wird durch den Veranstalter moderiert, der zum einen das Wort an den Referenten übergibt, aber auch in der Diskussion verhindert, das bei heiklen Themen Streitigkeiten zwischen Teilnehmern ausbrechen. Das Thema wird so speziell gewählt sein, dass die Teilnehmerzahl nicht zu groß wird. Dadurch wird verhindert, dass die Diskussion langatmig wird und die gemütliche Atmosphäre verschwindet. Wer kommt schon gerne nach Feierabend müde zu einem Vortrag mit Arbeitsatmosphäre, der dann die restliche Kraft des Tages auch noch abverlangt? Der Montagstreff muss Entspannung bedeuten und auch etwas Unterhaltung und er sollte auch etwas Wissen vermitteln.

Der Montagstreff ist nicht an irgendeinen Verein gebunden oder wird offiziell von irgendeinem Träger unterstützt. Der Eintritt ist frei, also nicht auf eine Mitgliedschaft in einem bestimmten Kreis beschränkt, was für die Vernetzung unbekannter Netzwerke wichtig ist.

Ich möchte hier noch einmal fünf wesentliche Eigenschaften zusammenfassen, die für die Netzwerkbildung durch einen Vortragsabend eine notwendige Bedingung sind:

  • Der Vortragsabend hat ein angekündigtes Thema
  • Der Vortragsabend ist nicht Vereinsgebunden
  • Der Veranstalter moderiert den Vortrag
  • Der Eintritt ist für jeden frei
  • Der Vortragsabend ist ein gemütliches Beisammensein
  • Die Runde sollte nicht mehr als 30 Personen enthalten

Vernetzung durch den Montagstreff an einem Beispiel

Wir betrachten zwei unbekannte Netzwerke, die ich hier mal frei erfinden möchte:

  • Die Initiative gegen genetisch veränderte Kulturpflanzen „AntiGENE e.V.“
  • Die Vereinigung gegen die Patentierung von Lebewesen „APAT e.V.“

Beide Vereine haben im Alltag nicht miteinander zu tun, wissen nichts voneinander und sie wissen auch nicht, dass sie in ihrer Arbeit eine gemeinsame Schnittmenge haben, nämlich die Lizenzgebühren auf genetisch veränderte Pflanzen. Jetzt stellen wir uns vor, dass der Montagstreff ein Vortragsabend zum Thema „Patente – Lizenzen – Monopole“ veranstaltet.

Heike ist Bäuerin auf einem Biobauernhof und ist Mitglied im AntiGENE.e.V. Zur Zeit läuft gerade ein Gerichtsverfahren gegen Heike. Ihr Maisfeld wurde durch Pollenflug mit Genmais-Pollen aus dem Nachbarfeld bestäubt und nun soll Heike LIzenzgebühren an den Hersteller des Genmais bezahlen, weil Heike ja nun die Vorzüge des genetisch veränderten Mais widerrechtlich nutzt. Aus diesem Grund interessiert sich Heike für den Vortrag beim Montagstreff.

Im Verein APAT e.V. ist der Ingenieur für Biotechnologie Klaus Mitglied und da er sich als Ingenieur für Patentwesen interessiert, möchte er auch zum Montagstreff kommen.

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In der Diskussionsrunde lernen sich Heike und Klaus kennen und unterhalten sich unter anderem über ihr Leben aber auch über die Vereine, in denen sie tätig sind. Der Kontakt zwischen beiden Vereinen ist ab diesem Abend hergestellt.

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In den nächsten Monaten entwickelt sich durch Heike und Klaus eine Zusammenarbeit zwischen beiden Vereinen und es entstehen durch Heike und Klaus neue Kontakte.

Fazit

Es gibt da einen schönen Spruch der heißt „Gleich und gleich gesellt sich gern.“ Diese menschliche Eigenschaft wird bei den Vortragsabenden, so wie ich sie hier geschildert habe, wirksam. Hier besteht meiner Ansicht nach für die Zukunft eine Möglichkeit, das bereits vorhandene Netzwerk der kreativen Menschen durch zusätzliche Verbindungen zu erweitern. Vielleicht werden sich dadurch mehr kreative Menschen bewußt, dass sie nicht allein sind.

Haben neue Ideen überhaupt eine Chance?

Wie oft höre ich Leute, die sich über ihr Leben beschweren, wie schlecht es uns allen doch geht und was Politiker alles falsch machen. Ich antworte ihnen dann, dass es nichts hilft, wenn man sich nur beschwert und jammert. Man muss selbst etwas zum Besseren ändern und anfangen sollte man damit bei sich selbst. Wenn man die Welt verändern möchte, dann muss man erst einmal sich selbst ändern und seiner Umgebung ein Vorbild sein. Es geht darum, die eigenen Ideen zu leben und wenn diese Ideen gut sind, dann werden andere Menschen sie Kopieren. Daraufhin bekomme ich oft die Antwort, dass ich allein gar nichts ausrichten könne, da müsse ich schon als Prominenter in der Öffentlichkeit stehen. Diese häufige Antwort zeigt mir, dass die meisten Menschen nichts über das Wesen von Beziehungen wissen.

Das Wesen unserer Gesellschaft als Beziehungsnetzwerk

Unsere Gesellschaft, ja selbst die ganze Menschheit kann als Netzwerk betrachtet werden. Die einzelnen Menschen können als kleine Knotenpunkte gesehen werden und die Beziehungen zwischen ihnen, wenn sie z.B. Kontakt miteinander haben, können als Verbindungen zwischen den Knotenpunkten gesehen werden. Würde jeder Mensch nur Beziehungen zu den Menschen aufbauen, die ihm in seiner Nachbarschaft zufällig begegnen, so würde ein Zufallsnetzwerk an Beziehungen entstehen. Die Beziehungen zwischen den Menschen bauen sich aber nicht zufällig auf, sondern erfolgen nach einem bestimmten Muster. Das Sprichwort „Gleich und gleich gesellt sich gern“ sagt hier vieles aus. Wir Menschen bauen Kontakte zu den Menschen auf, die uns als sympathisch erscheinen. Menschen, die besonders kontaktfreudig und offen sind, erscheinen uns meist sympathischer als schlecht gelaunte Miesepeter. So bildet sich kein Zufallsnetzwerk heraus sonder vielmehr ein sogenanntes skalenfreies Netzwerk, bei dem die kontaktfreudigen und offenen Menschen am intensivsten vernetzt sind. Zufallsnetzwerk und skalenfreies Netzwerk sind in den folgenden Zeichnungen einmal dargestellt.

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Bild 1: Zufallsnetzwerk

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Bild 2: Skalenfreies Netzwerk

Beide Netzwerke, die in den Zeichnungen dargestellt sind, bestehen aus gleich vielen Punkten und gleich vielen Verbindungen. Die Frage die nun betrachtet werden soll ist, über wie schnell sich ein Gerücht oder eine neue Idee von Person A zu Person B am anderen Ende des Netzwerks ausbreitet. Im Zufallsnetzwerk in Bild 1 ist sichtbar, dass ein Gerücht über 6 Personen gehen muss, bis es von A nach B gewandert ist. Im skalenfreien Netzwerk aus Bild 2 ist sichtbar, dass ein Gerücht von A lediglich über drei Personen gehen muss, um B zu erreichen. Die Fortpflanzung einer Idee verläuft in einem skalenfreien Netzwerk um Größenordnungen schneller, als in Zufallsnetzwerken. Jeder, der eine Idee in die Welt setzt, sollte das wissen.

Die Theorie der kleinen Welt

Im Jahre 1967 fand in den USA das sogenannte Milgram-Experiment zum „Kleine Welt Phänomen“ statt. Dabei sollten 60 zufällig ausgewählte Personen aus Omaha und Wichita Informationspakete an an eine Person in das weit entfernte Boston schicken. Die Aufgabe bestand darin, das Paket nicht direkt an die Zielperson zu schicken, (außer sie kannten die Zielperson persönlich) sondern an einen Bekannten, von der sie glaubten dass sie die Zielperson mit einer höheren Wahrscheinlichkeit kennt.

Insgesamt erreichten drei Pakete ihr Ziel, wobei sie durchschnittlich durch sechs Hände gingen. Ob aus wenigen Experimenten dieser Art schon auf das Vorhandensein einer Kleinen Welt ausgegangen werden kann ist fraglich, weil die Menschliche Gesellschaft wahrscheinlich viele parallel existierende skalenfreie Netzwerke enthält, die sich dazu noch überschneiden. Erstaunlich bleibt aber nach wie vor die kurze Pfadlänge, also die geringe Anzahl von durchschnittlich sechs Personen, die ein Paket übertragen hatten.

Ist das Sammeln zahlloser Visitenkarten nötig?

In der Universität wurde mir in meiner Studienzeit immer wieder gesagt, dass es notwendig ist, aktiv „Networking“ zu betreiben. Das heißt, dass wir möglichst viele Kontakte bekommen sollten. Uns wurde nahe glegt, diese Kontakte in Kontaktbörsen und auf Industrie-Kontaktmessen zu suchen oder darüber, möglichst viele Auslandsaufenthalte zu absolvieren. Mir war das ganze irgendwie suspekt und ich fand es auch unlogisch. Wenn ich die ganze Zeit nur damit beschäftigt bin herumzureisen, wann sollte ich dann meine Arbeit als Ingenieur machen, die ja sehr viel Zeit kostet?

Betrachtet man aber die Natur der gesellschaftlichen Netzwerke und die Ergebnisse des Milgram-Experiments, so reicht es vollkommen aus, wenn man seine engsten Freundschaften und Bekanntschaften pflegt. Über sechs bis sieben Ecken kennt man sowieso fast die ganze Welt. Wenn ich also einen Kontakt brauche, so frage ich einfach einen guten Bekannten, von dem ich glaube dass er am ehesten jemanden kennt, der den Kontakt zu der Person hat, den ich benötige. Diese Methode braucht zwar etwas Zeit, aber wie auf wundersame Weise kommen dann plötzlich die Menschen auf mich zu, die ich mir wünsche, wenn auch anders als gedacht. Das ist jedenfalls meine Erfahrung. Ich finde das ab und zu sogar etwas gruselig, weil das so gut funktioniert. Ich bin seitdem vorsichtig damit geworden, was ich mir wünsche …

Fazit

Zum Schluss sei hier noch das Beispiel einer sehr bekannten antiken Quelle aus Indien genannt. In der Bhagavadghita (Dritter Gesang, Vers 21) ist das Wesen der skalenfreien Netzwerke indirekt beschrieben. In der Übersetzung aus dem Sanskrit ins Deutsche von Robert Boxberger heißt es:

Es ahmen alle anderen nach,
Das, was ein Edler einst begann,
Wenn er ein Vorbild aufgestellt,
So folgt ihm der gemeine Mann.

Diese Worte sagen meiner Ansicht nach alles darüber aus, wie neue Ideen in die Welt gesetzt werden können.

Ist Wirtschaft ohne Geld möglich?

In unserem allgemeinen Verständnis von Wirtschaft gehört das Bezahlen mit Geld ganz selbstverständlich dazu. Es scheint ein Naturgesetz zu sein, dass Geld vorhanden sein muss, damit eine Wirtschaft mehr sein kann als eine reine Tauschwirtschaft. Die Bedeutung von Geld wird dann sichtbar, wenn die meisten Menschen nur wenig Geld haben und wenn sie es sich dann über Kredite Geld leihen müssen, um überleben zu können. Die Zinslast dieser Kredite wird für die Mehrheit Menschen mit der Zeit immer erdrückender. Irgendwann übernimmt dann der Staat die Kredite der Menschen bis auch er die Zinslast dieser Kredite nicht mehr tragen kann und der gesamte Wirtschaftskreislauf zusammenbricht. Meist fordert dieser Zusammenbruch viele Menschenleben und im schlimmsten Fall ist der Krieg das Mittel, um den „Reset“ Knopf des Wirtschaftskreislaufs zu drücken und einen Neustart des Systems durchzuführen. Mir stellt sich angesichts dieser Tatsache die Frage, wie sich jeder einzelne dieser Tödlichen Spirale entziehen kann.

Geld regiert die Welt … und wer regiert das Geld?

Jeder kennt den schönen Spruch „Geld regiert die Welt“. Es stimmt wirklich. Geld regiert die Welt. Wer das Geld macht, oder wie es in Fachkreisen heißt „wer das Geld schöpft“, der regiert das Geld. Immer wenn es um die Schöpfung von Geld geht, dann geht es letztendlich um Macht. Diejenigen, die das Geld schöpfen, können bestimmen, wer das Geld bekommt, um sich davon zum Beispiel Lebensgrundlagen kaufen zu können.Geldschöpfung ist ein Bereich in unserer Gesellschaft, in dem Demokratie nicht existiert.

In unserer Gesellschaft existieren bereits Initiativen, die an den Möglichkeiten arbeiten, die „Geldschöpfung“ oder genauer gesagt die Schöpfung von Gutscheinen zu demokratisieren, also in die Hände der Bevölkerung zu legen. Viele Regionalgeldinitiativen arbeiten an Möglichkeiten hierfür. Es bleibt aber weiterhin das Problem: Wer entscheidet, wer das geschöpfte Geld bekommt und welche Person entscheidet über die Geldschöpfung. Der Kampf um die Macht geht also weiter, auch wenn er hier demokratischer, mit mehr Menschlichkeit und im kleineren Maßstab geregelt wird.

Geben und Nehmen – Befreiung vom Käfig im Kopf

Die dicksten Ketten, die uns hier in Europa gefangen halten existieren lediglich in unseren Köpfen und die dickste aller Ketten ist die Angst. Was wäre, wenn wir für einen kurzen Augenblick diese Ketten einfach ablegen?

Stellen wir uns vor, die meisten Menschen würden nach dem Leitsatz handeln, dass Geben und Nehmen im Gleichgewicht sein müssen. Die meisten Menschen würden sich abends, bevor sie sich schlafen legen überlegen, von wem sie am heutigen Tag genommen haben, und wem sie gegeben haben. Ich beziehe das nicht lediglich auf Geld, sondern auch darauf, wie oft sie anderen geholfen haben und von wem ihnen geholfen wurde. Wie würde eine solche Gesellschaft aussehen?

Ich versetze mich mal gedanklich in eine solche Gesellschaft. In dieser gedachten Gesellschaft würde ich persönlich morgens aufstehen, würde erst einmal gemütlich frühstücken. Danach würde dann meine Arbeit beginnen. Was würde ich Arbeiten? Ganz einfach. Ich weiß zum Beispiel, dass der Strom bei mir nicht einfach aus der Steckdose kommt. Ich kenne einige Leute, bei den Stadtwerken, die mich gefragt haben, ob ich ihnen nicht bei ihrer Arbeit helfen könnte. Da ich Ingenieur bin und da ich Energieanlagen interessant finde, arbeite ich einige Stunden am Tag daran, dass Strom aus der Steckdose kommt. Ich kenne auch noch einige Leute, die mich darum gebeten haben, bei der Konstruktion einer Maschine mit zu helfen, und da mich dies auch interessiert, helfe ich auch dort einige Stunden mit. Danach mache ich Feierabend hole mir bei einem Lebensmittelhändler, den ich auch kenne, etwas zu essen ohne zu bezahlen und Fahre nach Hause. Ich habe kein schlechtes Gewissen, wenn ich mein Essen nicht bezahle, weil ich weiß, dass auch der Lebensmittelhändler Hilfe bei seiner Arbeit erhält. Mein Nachbar zum Beispiel Hilft dem Bauern in unserer Nähe bei der Arbeit, wenn der Bauer ihn fragt, weil mein Nachbar Pflanzen mag.

Und was wäre mit denen, die lediglich von anderen nehmen? Die Gesellschaft könnte dies ohne Schwierigkeiten verkraften und wer weiß? Vielleicht wird auch ein Mensch, der nur von anderen nimmt, Dinge tun, die ihm Spaß machen und die anderen nutzen, ohne dass dies beabsichtigt ist …

… Ihr denkt, dass das dieses Gedankenspiel nicht funktioniert?

Dann überlegt Euch mal, wie oft Ihr schon Eurem Nachbarn oder Freunden geholfen habt und wie oft am Tag andere etwas für euch tun, ohne dass dabei Geld im Spiel ist. – Es funktioniert bereits.

Auf die Bezahlung durch andere zu warten heißt, zur Unmündigkeit und Untätigkeit verdammt zu sein. Sobald ein Mensch aber damit beginnt, die Dinge die er tut, nicht von der Bezahlung durch andere abhängig zu machen, öffnen sich ihm viele neue Möglichkeiten. Ein Mensch sollte eine Handlung deshalb tun, weil er es will und wenn diese Dinge auch anderen nutzen, dann ist es um so besser. Genau hier ist ein Umdenken nötig.

 

Welche Voraussetzungen sind für eine Wirtschaft ohne Geld nötig?

Die Voraussetzungen für ein Wirtschaften ohne Geld werden im folgenden in Form von Handlungsmaximen beschrieben. Diese Handlungsmaximen können von jedem Menschen zu jeder Zeit gelebt werden und erfordern nicht, dass alle Menschen sich daran halten.

  1. Der Aufwand des Gebens und Nehmens sollte stets miteinander im Gleichgewicht sein.
  2. Der Leistungsnehmer soll sich vor Erbringung der Leistung erkundigen, welcher Aufwand hinter der erbrachten Leistung steht, damit er den Aufwand hinter dieser Leistung einschätzen kann.
  3. Der Leistungsgeber soll sich vor der Zusage der Leistung darüber im Klaren sein, wie viel Aufwand hinter einer Leistung steht und ober er sie auch erbringen kann.
  4. Eine Leistung soll nur dann gegeben werden, wenn diese zur Erschaffung und Nutzung von Lebensgrundlagen dient und nicht sinnlos verschwendet wird.
  5. Eine Leistung soll nur dann angenommen werden, wenn diese zur Erschaffung und Nutzung von Lebensgrundlagen dient und nicht sinnlos verschwendet wird.
  6. Geld ist lediglich eine Ware.
  7. Als Maß für den Aufwand kann die Arbeitsstunde genommen werden.
  8. Leistung muss bevorzugt durch Technik unterstützt oder erbracht werden, um Menschen zu entlasten.
  9. Ressourcen müssen erschaffen und gepflegt werden, Stoffkreisläufe müssen geschlossen sein.
  10. Das Konzept der Schuld wird abgelehnt, da es dazu führt, dass Menschen die Leistungen anderer nur widerwillig annehmen.

Fortsetzung des Artikels …

Wirtschaft ohne Geld – Die Befreiung von der Unmündigkeit II

Wozu braucht man denn Mathematik?

Diese Frage stellte einer meiner Mitschüler in der Schule unserem Mathematiklehrer. Die Frage war nicht wirklich ernst gemeint sondern eher ein Ausdruck des Frustes. Der Lehrer grinste meinen Mitschüler an. Die Augen des Lehrers waren dabei nicht zu sehen, weil die Gläser seiner kleinen runden Brille das Licht der Fenster wieder spiegelten. Dann sagte der Lehrer mit einem müden Lächeln: „Weißt du, wenn du in der Wüste bist, dann kannst du die Zügel von deinem Kamel als Zirkel nehmen und dann Kreise in den Sand zeichnen.“

Wenn ich mir heute als Ingenieur die Frage stelle, wozu ich Mathematik brauche, dann beantworte ich diese Frage so: Mit Hilfe der Mathematik kann ich in der Welt der Zahlen alle meine Ideen realisieren, ohne dass ich dafür Geld, Maschinen und Rohstoffe benötige oder dass ich irgend jemandem Schaden zufüge. Keiner kann mir hier verbieten, das zu tun was ich will. Die einzigen Grenzen, die mir hier gesetzt sind, sind die Grenzen meiner Vorstellungskraft. Dazu brauche ich Mathematik!

Der Bezug zur Realität

Wie viele Menschen haben in ihren Köpfen das Bild von Theoretikern, der viel erzählen, aber in der Praxis funktionieren die Theorien ja doch nicht? Das mag sicherlich zutreffen, wenn Annahmen, die nicht auf praktische Experimente gestützt sind, dazu benutzt werden, um in der Realität schwerwiegende Entscheidungen zu treffen. Hier sind gravierende Fehlschläge durchaus wahrscheinlich. Wenn Berechnungen aber auf Naturgesetze gestützt sind, sind diese in der Praxis durchaus brauchbar. Die Formeln, die zum Beispiel im Ingenieurwesen gebräuchlich sind, beruhen auf experimentellen Beobachtungen. Wird eine Idee in der Ebene der Mathematik mit Hilfe des Wissens aus den Ingenieurswissenschaften realisiert, dann ist das genau so, als ob eine Idee erst einmal in Form eines Modells realisiert und durchgespielt wird. Das Durchspielen von Ideen in der Ebene der Mathematik bringt enorme Möglichkeiten mit sich, gerade für die Menschen, die nicht über große Mengen an Geld und Besitz verfügen. Das ist für mich das Land der unbegrenzten Möglichkeiten.

Die Möglichkeiten

Sehr viele Ideen werden zwar gedacht, aber nie realisiert. Zu oft habe ich schon Aussagen gehört wie: „Das funktioniert ja doch nicht“ oder “ Das ist ja viel zu aufwendig“ oder noch besser „Was mache ich, wenn mein Vorhaben fehl schlägt?“ Fehlschläge gehören zu jeder Realisierung einer Idee dazu. Meiner Ansicht nach muss man aber nicht alle möglichen Fehler in der Praxis mit viel finanziellem Aufwand durchmachen. Deshalb ist es empfehlenswert, eine Idee zuerst einmal im Bereich der Mathematik zu realisieren und durchzuspielen. Fehler bei der Realisierung einer Idee, werden in mathematischen Modellen sehr schnell sichtbar und tun keinem weh. So zeigt das Modell, worauf es bei der Realisierung der Idee ankommt, wo die größten Schwierigkeiten auftreten werden und worauf bei der Realisierung besonders Acht gegeben werden muss. Die Idee kann bereits im Modell auf die Möglichkeiten vor Ort zugeschnitten werden, so dass die Realisierung der Idee die eigenen Möglichkeiten nicht übersteigt. Wenn das mathematische Modell funktioniert, dann ist der Schritt zur praktischen Realisierung der Idee schon wesentlich leichter. Auf der Ebene der Mathematik kann jeder den ersten Schritt tun, um sein Leben selbst in die Hand zu nehmen.

Das wahre Wesen der Patente

Aufgrund meiner praktischen Erfahrung habe ich erkennen müssen, dass Patente und Gebrauchsmuster viel zu viel Kraft aufzehren. Sie können ein Klotz am Bein der Erfinder sein, wenn Erfinder ihre Patente lediglich „bewachen“. Es ist nicht schwehr, ein Gebrauchsmuster anzumelden und es zu besitzen. Aber die Aushandlung von Lizenzverträgen ist für kleine Unternehmen aufwendiger als die eigentliche Produktentwicklung aus dem Gebrauchsmuster. Diese Tatsache hat mich zum Nachdenken angeregt. Ich habe mir die Frage gestellt, wem Patente und Schutzrechte allgemein nutzen und wem nicht.

Schutzrechte können dazu benutzt werden, um für einige Zeit ein Monopol auf eine bestimmte Idee herzustellen. Schutzrechte sorgen also für eine Aufrechterhaltung des Status Quo und das nutzt vor allem den Unternehmen, die groß und träge sind, und die über große Mengen an Kapital verfügen. So können sich diese Unternehmen auf ihre Lizenzen ausruhen und die Zeit arbeitet für sie. Die eigentlichen Erfinder von Ideen sowie kleine Unternehmen behindern sich selbst, wenn sie ihre Patente „bewachen“ und versuchen, sie teuer zu verkaufen. Meist warten sie vergeblich, dass sich ein Käufer für ihre Ideen findet, und so verdammen sich die Erfinder damit selbst zur Untätigkeit. Diese kleinen Unternehmen vergeuden ihr Potential damit, zähe und erfolglose Verhandlungen über Lizenzverträge zu führen, die dann doch abgelehnt werden.

Ich kann allen Erfindern darum nur folgendes ans Herz legen: Die Schutzrechte sind nicht für Euch Erfinder da, die den technischen Fortschritt voranbringen wollen. Schutzrechte sind für die jenigen da, die am Stand der Technik Geld verdienen wollen. Darum bewacht Eure Patente nicht länger sondern lasst sie frei.

Wie können Ideen entfesselt werden?

Wenn Erfinder, in Anlehnung an die General Public Licence (GPL), ihre Ideen der Öffentlichkeit als freie Hardware frei zugänglich machen, dann brauchen sie keine Angst mehr zu haben, dass irgend jemand die Ideen stehlen könnte. Erfinder können dann ganz ungezwungen das tun, was sie eigentlich tun sollten. Sie können ihre Idee einfach in die Tat umsetzen. Was wäre die Konsequenz, wenn eine Idee entfesselt wird, deren Zeit reif ist? Tausende Menschen unterstützen den Erfinder dabei, seine Idee weiter zu entwickeln und zu verbreiten. Eine solche Idee wäre nicht mehr aufzuhalten und auch der Erfinder selbst könnte an der Umsetzung der Idee verdienen, indem er mit Hilfe seines Know Hows die eigene Idee realisiert und vermarktet. Gleichzeitig kann der Erfinder selbst das Know How der vielen Menschen nutzen, die seine Idee weiter entwickeln und ihr Know-How wiederum der Öffentlichkeit frei zugänglich machen. Das schönste Beispiel dafür ist das Computer-Betriebssystem Linux.

Was wäre die Konsequenz freier Hardware?

Riesige Unternehmen, die bisher durch Massenfertigung und Monopolstellung mit hohen Gewinnen profitieren, würden durch freie Hardware einen Wettbewerbsnachteil auf dem freien Markt spühren. Gigantische Investitionen würden sich nicht mehr lohnen, weil die Entwicklung freier Patente viel zu schnell voranschreiten würde. Nur kleine Unternehmen, die mit geringen Investitionskosten auskommen, sind flexibel genug, um die Produktentwicklung einer freien Hardware voranzutreiben. Mittlere Technologien würden sich ausbreiten. Eine Vielfalt an kleinen Unternehmen optimaler Größe würden dem Markt ein neues vielfältiges Gesicht geben. Es gäbe endlich einen wirklich freien Markt, der sich selbststabilisierend organisiert.

Eine kleine Geschichte, wie sie sich hätte ereignen können…

Die Geschichte spielt in einem kleinen antiken keltischen Bergdorf in den östlichen Alpen. Die Menschen in diesem kleinen Bergdorf stellen die Dinge die sie brauchen seit Jahrhunderten selbst her, unter anderem auch Stoffe für ihre Kleidung. Die Menschen können den Weber und die anderen Handwerker des Dorfes bezahlen und keiner leidet Not.

Die Zeiten ändern sich, als 15 v.Chr. die Römer die Täler rund um das Dorf ins römische Reich eingliedern. So geschieht es, dass die Weber in den Tälern rund um das Bergdorf neue Webstühle aus Rom erwerben. Die modernen Webstühle sind leistungsfähiger als der alte Webstuhl in dem Bergdorf. Die Weber in den Tälern können ihre Stoffe zu einem Viertel des früheren Preises anbieten.

Der Weber des Bergdorfes, der die Stoffe noch mit dem alten Webstuhl herstellt, kann seinene Stoff nicht mehr verkaufen, weil die Menschen im Bergdorf nun ins Tal hinunter gehen, um den billigeren Stoff zu kaufen. Der Weber im Bergdorf verliert seine Weberei, da er nicht das Geld hat, um sich einen modernen Webstuhl zu kaufen. Selbst das ganze Dorf hat nicht das Geld für einen modernen Webstuhl, da man in dem Dorf bisher die Geschäfte durch Tauschhandel abgewickelt hatte und darum kein Geld in großer Menge nötig war.

Weil die Weberei in dem Bergdorf nun keine Stoffe mehr herstellt, müssen die Menschen in die Täler absteigen, um sich Stoffe für ihre Kleidung zu kaufen. Die Menschen des Bergdorfes haben kaum Geld, um die Stoffe zu bezahlen, und so beginnen viele Menschen, als Knechte in den Tälern zu arbeiten, um Geld zu verdienen, mit dem sie dann Stoffe kaufen können. Die Menschen aus dem Bergdorf, die in den Tälern als Knechte arbeiten müssen, fehlen bei der landwirtschaftlichen Arbeit im Bergdorf und das Bergdorf stürzt in Armut. Die Bewohner des Bergdorfes ziehen vermehrt ins Tal, um dort für ihren Lebensunterhalt als Knechte zu arbeiten.

Wie ist die Entwicklung in dieser Geschichte aus heutiger Sicht zu bewerten?

Aus unserer heutigen betriebswirtschaftlichen Sicht ist diese Entwicklung positiv, weil der freie Markt das unproduktive Bergdorf einfach „bereinigt“, wie man heute das Aussterben des Dorfes beschönigend beschreiben würde. Tatsache ist aber, dass ehemals freie Menschen aus dem Bergdorf in die Knechtschaft getrieben werden.

Was hätte der Chef des Bergdorfes anders machen können, um diese Entwicklung zu verhindern? Wäre der Kauf eines römischen Webstuhls die Lösung gewesen oder hätte der hohe Preis des römischen Webstuhls das Dorf ebenfalls in die Schuldenknechtschaft getrieben?

Wäre die eigenständige Entwicklung eines eigenen modernen Webstuhls und die Zusammenarbeit der Bergdorfbewohner bei der Erstellung eines neuen Webstuhls die Lösung gewesen?

Hätten sich die Bergdorfbewohner vielleicht von einem fähigen Handwerker aus einem anderen Dorf helfen lassen können? Was wären hierfür die Voraussetzungen, damit die Bewohner des Bergdorfes nicht durch die Beauftragung des Handwerkers wieder in die Schuldenfalle geraten würden?

Eine einfache Lösung

Die Entwicklung eines eigenen modernen Webstuhls mit Hilfe eines Handwerkers, der Webstühle konstruieren kann, wäre in der Tat eine mögliche Lösugn gewesen. Hierfür wären aber zwei wichtige Voraussetzungen npötig gewesen.

  1. Der Handwerker akzeptiert für die Entwicklung des Webstuhls eine Bezahlung, die durch die Dorfbewohner auch ohne wirtschaftliche Härten erbracht werden kann.
  2. Der Webstuhl muss so beschaffen sein, dass die Dorbewohner den Webstuhl in Eigenleistung bauen können.
  3. Der Webstuhl muss so beschaffen sein, dass die Bewohner des Bergdorfes ihn selbständig instandhalten können.
  4. Der Webstuhl muss dem Stand der Technik entsprechen.
  5. Alle Dorfbewohner, die am Bau des Webstuhls mitarbeiten, werden Teilhaber am Webstuhl und an den erzeugten Stoffen.
  6. Alle Teilhaber am Webstuhl halten den Webstuhl gemeinsam in Stand.
  7. Das Dorf, das den Handwerker bezahlt, wird auch Teilhaber am Webstuhl.
  8. Die Anteile am Webstuhl sind unverkäuflich und können nur vererbt werden.

Geschichte und Wirklichkeit

Diese Geschichte, die ich hier frei erfunden habe, spielt sich überall auf der Welt in ähnlicher Form auch heute ab. Diese Ereignisse finden überall dort statt, wo Landflucht stattfindet und die Menschen als Wanderarbeiter oder wie man heute schöner sagt „flexible Arbeitskräfte“ der Arbeit hinterher ziehen. Die Armut und die soziale Entwurzelung und der kulturelle Verfall, die hierbei entstehen, werden hinter schönen Wohnungen versteckt. Da diese Wohnungen aber kaum mehr bezahlbar sind, befinden sich auch diese Menschen in Knechtschaft, auch wenn ihre Herren heute keine Peitschen mehr tragen brauchen.

Mittlere Technologien, die durch Selbstfinanzierung realisiert werden sollen, müssen in der Lage sein, im laufenden Betrieb zu wachsen. Diese Praxis, ist im Bereich der großen Unternehmen längst gängig. Ein schönes Beispiel sind zum Beispiel Drogerieketten, die mit einem einzigen kleinen Geschäft anfangen und dann allerorts kleine Filialen eröffnen. Aus diesen Drogerieketten können dann riesige Unternehmen werden. Im Bereich der Konstruktion von Maschinen ist diese Vorgehensweise allerdings häufig unüblich, da größere Anlagen eher über die Aufnahme von Krediten finanziert und dann von Anfang an in geplanter Größe realisiert werden. Steht einem Nutzer einer solchen Maschine aber kein Kredit zur Verfügung, ist das Wachstum der Anlage im Laufenden Betrieb sinnvoll. In der Natur ist das Wachstum im laufenden Betrieb eine ganz normale Sache. Doch wie lässt sich das Wachstum im laufenden Betrieb auf die Technik übertragen?

Wachstum im laufenden Betrieb, so wie es in der Natur vorkommt, beruht auf dem Prinzip, dass alle Lebewesen modular aufgebaut sind. Die Module der Lebewesen sind die Zellen, die je nach Funktion unterschiedlich aufgebaut sind. Zellen, die die gleiche Funktionen übernehmen, sind von gleicher Bauart. Vereinfacht betrachtet besteht z.B. die Leber aus Leberzellen, Knochenmark besteht aus Knochenmarkszellen und das Gehirn besteht aus Nervenzellen. Diese Zellen werden während des Wachstums des gesamten Organismus einfach durch Zellteilung vervielfältigt. Es geht sogar so weit, dass die unterschiedlichen Zelltypen aus Stammzellen entstehen, die durch Botenstoffe gesteuert die unterschiedlichsten Typen an Zellen hervorbringen können. So realisiert die Natur ein Wachstum des gesamten Organismus im laufenden Betrieb.

Modularer Aufbau von mittleren Technologien ist eine mögliche Lösung, um mittlere Technologein zu schaffen, die im laufenden Betrieb wachsen können. Eine Solaranlage aus Warmluft-Schichten-Solarkollektoren ist ein schönes Beispiel für eine modular aufgebaute mittlere Technologie. Um eine Solaranalge aus Warmluft-Schichten-Solarkollektoren zu installieren reicht es aus, wenn zunächst ein einziger Solarollektor in Betrieb genommen wird. Bereits dieser eine Solarkollektor liefert Erträge an Wärme zur Heizungsunterstützung. Wenn dieser eine Solarkollektor seine eigenen Kosten und die Kosten eines weiteren Solarkollektors durch Solarerträge gedeckt hat, kann ein zweiter Solarkollektor nachgerüstet werden. Auf diese Weise ist die Solaranlage theoretisch in der Lage, exponentiell zu wachsen, also erst ein Kollektor, dann zwei Kollektoren, dann vier Kollektoren u.s.w. Die Investition, die dafür nötig ist muss lediglich ausreichen, um anfangs einen einzigen Solarkollektor zu bezahlen.

Hier sei noch die kleine Anmerkung angebracht, dass eine solche Solaranlage nur anfangs exponentiell wächst und sich dann einer sinnvollen maximalen Größe annähert. Das Wachstum ist hier eher ein logistigsches Wachstum.

Mittlere Technologien, die durch Selbstfinanzierung wachsen sollen, müssen dafür geeignet sein, durch Nachrüsten im laufenden Betrieb zu wachsen. Dies kann meiner Ansicht nach für Ingenieure mit etwas Phantasie eine sehr interessante Herausforderung darstellen.

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