Über die Freiheit
28.03.2009 von michey
Was ist Freiheit?
Viele Menschen nehem das Wort Freiheit in den Mund und sagen, dass ihnen Freiheit wichtig ist. Andere Sagen, dass die eigene Freiheit nur so weit geht, bis sie die Freiheit des anderen verletzt. Es wird viel über Freiheit philosophiert und der Freiheitsbegriff wird dadurch verwässert. Ich stelle jetzt einfach mal eine Behauptung auf, um zu provozieren:
Die meisten Menschen haben nicht die blasseste Ahnung davon, was Freiheit ist! Warum? Weil niemals jemand wirklich Besitz von ihnen ergriffen hat. Doch wie kann man Besitz von anderen Menschen ergreifen? Das geht ganz einfach durch Gewalt, ganz gleich in welcher Form. Menschen, die in ihrem Leben geschlagen werden, damit sie etwas tun oder lassen, Menschen, die gefangen gehalten wurden, Menschen, die tagtäglich damit mit dem drohenden Verlust ihres Arbeitsplatzes erpresst werden, Menschen die in irgendeiner Form missbraucht werden, diese Menschen wissen, war Freiheit ist. Diese Menschen wissen das, weil ihnen ihre Freiheit genommen wird und weil dieses Besitzergreifen Spuren in der Seele hinterlaßt. Für mich persönlich gibt es in der Definition von Freiheit nur einen Schluss, der mir logisch erscheint:
Ein Mensch ist dann frei, wenn kein anderer Mensch in irgendeiner Form Besitz von diesem freien Menschen ergreifen kann.
Diese Aussage hat, wenn man sie weiter denkt, Konsequenzen. Jeder Mensch ist von Natur aus frei. Wenn ein Mensch als Kind auf die Welt kommt, dann ist er nicht in Besitz von irgend jemandem. Er macht was es will, er sucht die Nähe zu seiner Mutter, er will alles anschauen, was interessant ist, er schreit wann er will und lacht wann er will.
Wird dieser Mensch älter, dann bleibt er frei, auch wenn die Eltern diesen Menschen erziehen und dazu gewisse Regeln aufstellen. Dieses Erziehen ist nicht mit Besitzergreifen zu verwechseln, denn die Eltern schaffen mit diesen Regeln eine geschützte Umgebung, in der der junge Mensch relativ gefahrlos in die Welt hineinwachsen kann. Jetzt kommt allerdings der andere wichtige Teil: Der Junge Mensch wird und soll mit zunehmendem Alter darauf drängen diese Grenzen zu erweitern und mit dem Erwachsenwerden fallen diese Grenzen zusammen mit deren Sicherheit weg. Dieser Punkt ist sehr wichtig.
Erziehungsmethoden, die darauf abzielen, den Willen eines Kindes zu brechen, also Besitz zu ergreifen, werden hingegen tiefe Verletzungen in der Seele des Kindes hinterlassen, die meist nie wirklich verheilen.
Der Weg in die Unfreiheit
Wenn ein junger Mensch erwachsen wird und auf sich allein gestellt ist, dann fühlt er sich oft unsicher. Aus dieser Unsicherheit kann schnell Angst werden, vor allem dann, wenn Andere diesem Menschen erst aufzählen, was man alles im Leben unbedingt braucht. Wie oft habe ich das schon gehört: „Du musst zusehen, dass du zu Geld kommst“, „Du brauchst viele Versicherungen“, „Du musst Karriere machen“, ;“Du brauchst ein Auto, ein Haus, eine Familie, Freunde“, „Du darfst nicht krank werden, nicht arm werden …“
Dem jungen, freien Menschen wird also erzählt, was er so alles braucht, um glücklich zu sein. Danach aber wird ihm erzählt, dass er das alles verlieren kann und so wird Angst erzeugt. Danach wird diesem Menschen erzählt, was er alles nicht alleine schaffen kann und wie schwach er ist. Nun hat ehemals freie Mensch noch mehr Angst und fühlt sich schwach.
Genau diese Leute, die dem freien Menschen Angst machen, erzählen ihm nun, dass sie ihn vor den aufgezählten Bedrohungen beschützen können, wenn der freie Mensch gehorcht. Der freie Mensch gibt seine Freiheit auf und erlaubt es, dass ander Besitz von ihm ergreifen. Dieser Vorgang geschieht auf subtile Weise und ist in unserer Gesellschaft vollkommen Salonfähig. Dieser Vorgang wird sogar zum Teil erwartet.
Ihr könnt mal ein kleines Experiment machen: Zahlt mal Eure Gebühren bei der GEZ nicht und lasst Euch den Drohbrief, der dann folgt auf der Zunge zergehen. Die jenigen unter Euch, die mal in finanziellen Schwierigkeiten waren werden die vielen Drohbriefe kennen, die man da sovon den Leuten bekommt, die auf die ausbleibenden Zahlungen warten. Das Schema ist überall das gleiche: Es geht um Kontrolle durch Angst.
Vergleiche hierzu Immanuel Kant Berlinische Monatsschrift. Dezember-Heft 1784. S. 481-494
Interessant ist hier auch der Begriff des Panopticons und die Wirkungsweise des Konzepts, dass letztlich auch auf Erzeugung von Angst beruht.
Die geistige Quelle der Freiheit
Die geistige Quelle der Freiheit liegt in der Bereitschaft, die Dinge im Leben nicht wichtiger zu nehmen, als sie sind und in der Bereitschaft, Dinge, von denen man glaubt, sie besitzen zu müssen, auch loslassen zu können. Was macht es schon, wenn man sein Haus, sein Auto, seine Karriere, sein Vermögen oder seinen Arbeitsplatz verliert? Es ist im Grunde genommen vollkommen unwichtig. Das wichtigste ist, dass ein Mensch sich selbst so akzeptiert wie er ist, mit sich selbst zufrieden ist und von anderen Menschen nichts erwartet.
Die Freiheit, die dadurch entsteht, gibt einem Menschen neuen Spielraum dafür, mit Phantasie und Entschlossenheit zum Handeln das Eigene Leben in die Hand zu nehmen und eigene Ideen zu realisieren. Ein Mensch der zudem noch nichts von anderen erwartet und gleichzeitig hilfsbereit ist, wird auch andere Menschen mit guter Laune anstecken. Ein solcher Mensch wird mit großer Sicherheit bestimmt nicht seine Freunde verlieren und er wird auf viel Hilfsbereitschaft und Offenheit stoßen. Ein solcher Mensch ist durch Angst nur schwer zu kontrollieren und er hat die Kraft, sich gegen Gewalt mit viel Phantasie zur Wehr zu setzen.
Die Aufgabe des Staates zum Schutz der Freiheit
Welche Aufgabe hat nun der Staat bezüglich des Schutzes der Freiheit jedes einzelnen? Die Aufgabe des Staates besteht lediglich darin zu verhindern, dass Menschen von anderen Menschen Besitz ergreifen, ganz gleich welche Stellung oder welche Aufgabe diese in der Gesellschaft haben.
Die Ansicht, dass der Staat die Bevölkerung kontrollieren und überwachen müsse, damit die Freiheit des Individuums bewahrt bleibt, erscheint mir daher völlig unsinnig. Vielmehr ist Überwachung und Kontrolle eine Form des Besitzergreifens und ein Staat, der so etwas tut, kann nicht als freiheitlicher Staat bezeichnet werden. Leider neigt Macht dazu, sich im Laufe der Zeit auf einem Punkt zu konzentrieren. Der Grund dafür liegt aber weniger im Machtstreben einzelner Menschen sondern vielmehr darin, dass die Mehrheit der Bevölkerung die Macht freiwillig in die Hände derer gibt, die vorgeben, für Sicherheit zu sorgen. Die Freiheit in einer Gesellschaft ist so stark, wie das Freiheitsbewußtsein der Bevölkerung.
Warum ist Freiheit für eine Gesellschaft so wichtig?
Ich persönlich bin kein Mesch, der seine Ansichten auf ethische Grundsätze und Dogmen stützt. Ethische Grundsätze kann man so oder so sehen und man kann sie diskutieren, bis man alt und grau ist. Mich persönlich interessiert die Summe aller Konsequenzen, die aus dem folgen, was ich tue. Diese Berücksichtigung der Konsequenzen ist sehr mühsam und erfordert die Fähigkeit zuzuhören und die Dinge zu verstehen. Es geht nicht um Moral, sondern um Naturgesetze, also um Physik und um Verständnis.
Die Freiheit in einer Gesellschaft ist deshalb so wichtig, damit das komplexe System der menschlichen Gesellschaft selbstorganisierend seine Selbstheilungskräfte entwickeln kann. Diese Selbstheilungskräfte sind wiederum wichtig, damit sich die Gesellschaft entwickeln kann, damit sie lernen und sich an kommende Veränderungen anpassen kann. Politiker brauchen in einer freien Gesellschaft keine Angst vor der eigenen Bevölkerung zu haben.
Eine freie Gesellschaft erkennt man daran, dass Politiker ganz entspannt am Wochenmarkt einkaufen gehen können und keiner nimmt von ihnen Notiz. Eine freie Gesellschaft erkennt man daran, dass Polizisten sich mit den Passanten auf der Straße unterhalten und vielleicht sogar wichtige Dinge öffentlich bei einer Tasse Kaffee besprechen können. In Deutschland ist dies nicht der Fall und das sollte uns zu denken geben. Dass sich die „Elite“ unserer Gesellschaft aus Angst vor der Bevölkerung hinter Zäunen einsperrt, das sollte uns zum nachdenken darüber anregen, wie es um unsere eigene Geisteshaltung bezüglich Freiheit steht.
Gerade wir Deutschen stehen aufgrund der Geultaten in unserer Geschichte in einer besonderen Verantwortung, wenn es um den Erhalt unserer Freiheit geht.